Die existenzielle Situation
der Schweizer Milchbauern
Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation der Produzenten in der Schweiz?
Die Situation ist besorgniserregend. Der durchschnittliche Stundenlohn der Milchproduzenten liegt bei 13 Franken, ein sehr tiefes Niveau für die Schweiz. Das ist nicht fair.
Was sind die Hauptherausforderungen?
Die Produktionskosten steigen aufgrund der Teuerung, was die Einkommen der Bauern und Bäuerinnen weiter schmälert. Gesundheitliche Probleme wie die Blauzungenkrankheit und die schwierigen Wetterbedingungen in diesem Jahr erschweren die Situation zusätzlich.
Wie bewältigen Produzenten den aktuellen Preis von 71 Rappen pro Liter?
Der Durchschnittspreis für Industriemilch liegt sogar deutlich unter 70 Rappen. Dieser Preis reicht nicht aus. Die Betriebe leben von ihren Reserven. Das ist nicht nachhaltig.
Wie wirkt sich der tiefe Milchpreis auf die Investitionsbereitschaft aus?
Wenn die Rentabilität fehlt, sinken die Investitionen. Bei den aktuellen Preisen wird es schwierig, grundlegende Investitionen zu tätigen. Ohne diese Investitionen droht den Betrieben langfristig das Aus.
Wie sehen die jungen Bauern und Bäuerinnen ihre Zukunft?
Immer mehr junge Menschen ziehen es nicht einmal in Erwägung, den Familienbetrieb zu übernehmen, da sie wissen, dass es wirtschaftlich nicht rentiert. Die Produzenten sind Kämpfer, aber derzeit ist die Situation psychisch sehr belastend. Der Mangel an Anerkennung und Wertschätzung für ihre Arbeit ist eine grosse Last, besonders mit einem Einkommen von 13 Franken pro Stunde in der Schweiz.
Welche Folgen hat die aktuelle Situation für die Selbstversorgung?
Wir beginnen, unsere Selbstversorgung bei Milchprodukten zu verlieren. Wenn es so weitergeht, wird die Schweiz in etwa vier Jahren ein Nettoimporteur. Das ist beunruhigend für ein Land, das die Unabhängigkeit bei der Lebensmittelversorgung wertschätzt.